Unser Nachbarland – die Tschechische Republik – feiert 2018 hundertjähriges Jubiläum der Gründung der ersten Republik.
Externes Ausstellungsprojekt der kunstschule.wien in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum in Wien
Das Tschechische Zentrum Wien ist mit der Intention an die kunstschule.wien herangetreten, Studierenden die Möglichkeit zu geben, Arbeiten für ein Ausstellungsprojekt in Wien zusammenzustellen.
Vorausgegangen war eine Ausstellung von Plakaten der StudentInnen der Westböhmischen Universität in Pilsen (Ladislav-Sutnar-Fakultät für Design und Kunst), zu der auch ein Katalog erschienen ist. Die grafischen Arbeiten darin befassen sich mit Fragen zu Symbolik, Identifikation, Repräsentation und Charakterzüge in Assoziation mit der Tschechischen Republik, und deren Wahrnehmung von außen. Das Vorhalten des Spiegels von außen ist für eine gelungene Selbstwahrnehmung besonders wertvoll – in diesem Sinne sollten unterschiedlichen Wahrnehmungen, Erfahrungen und Reflexionen aus Österreich festgehalten und anschließend gesammelt in einer Gruppenausstellung präsentiert werden.
Mit dem Projekt „CzechImage“ sollte die Möglichkeit geboten werden, die Tschechische Republik mit einem freien und kreativen Blick zu beobachten, und durch die eigene künstlerische Arbeit zu interpretieren, wodurch ein Austausch zwischen den beiden Nachbarländern ermöglicht werden kann.
Ein Konzept und einen Kriterienkatalog für eine Ausstellung zu entwickeln, die thematisch die persönlichen Interpretationen, Assoziationen und Wahrnehmungen der teilnehmenden KünstlerInnen präsentiert, verlangt von den betreuenden Personen Zurückhaltung und Respekt gegenüber den künstlerischen Positionen. Daher haben wir die Ausstellung bewusst aus dem schulischen Kontext genommen. Wir sahen unsere Aufgabe darin, den Prozess zu initiieren, unterschiedliche künstlerische Haltungen zuzulassen und diese erst ab der Produktion bis zur Rezeption zu begleiten. Konzeptentwicklung und Umsetzung der themenbezogenen Arbeiten erfolgte als eigenständige, künstlerische Arbeit. Darum sprechen wir in diesem Kontext auch nicht von Studierenden der kunstschule.wien, sondern von teilnehmenden KünstlerInnen.
Das Wissen um das unterschiedliche Alter der teilnehmenden KünstlerInnen – nämlich zwischen 20 bis 67 Jahren – macht die verschiedenen künstlerischen Positionen besser verständlich. Während für die einen der politischen Systemwechsel der Tschechoslowakei lediglich – wenn überhaupt – im Geschichtsunterricht vorkam, war es für andere ein intensiv miterlebter Teil des Tagesgeschehens. So ist eine Künstlerin in einem kommunistischen System sozialisiert worden und ein anderer Künstler hat einen Teil seines Arbeitslebens in der ehemaligen Tschechoslowakei verbracht. All diese unterschiedlichen Erfahrungswerte und Lebenswege ergeben eine Sicht auf die tschechische Republik, die von Romantisierung über Kritik und Klischees nahezu alles beinhaltet.
Parallel zum kreativen Arbeitsprozess der KünstlerInnen haben wir uns mit dem Dialog befasst, den das gestellte Thema auslösen soll und dazu einen Fragenkatalog entwickelt. An Hand dieses Katalogs wurden drei externe KünstlerInnen eingeladen, die eingereichten Arbeiten nach den folgenden Gesichtspunkten zu kommentieren: Bildsprache und deren Verständlichkeit, Pointiertheit, Originalität und subjektives Gefallen. Die Kommentare zeigten unter anderem auf, wie unterschiedlich die Werke der teilnehmenden KünstlerInnen wahrgenommen wurden und wie auch bei Lena Knilli, Lisa Salat und Ulrich Tluchor die eigene Erfahrung die Gewichtung gegenüber den Inhalten des Fragenkatalogs verlagern konnte. Mit diesem ersten Feedback wurde das Bewusstsein für jenen Dialog geschaffen, in den KünstlerInnen durch die Präsentation ihrer Arbeit im öffentlichen Raum mit einem interessierten Publikum treten.
Alle Arbeiten wurden im Rahmen der Ausstellung CZECH IMAGE, am 27. September 2018 im Tschechisches Zentrum Wien, Herrengasse 17, 1010 Wien präsentiert.
Die Arbeit von Bernhard Cociancig – „Czech Alphabet“ – wurde durch die Botschafterin der Tschechischen Republik in Österreich Dr. Ivana Červenková und durch den Direktor des Tschechischen Zentrums Wien Dr. Mojmír Jeřábek prämiert. Es erfolgte die Einladung an Bernhard Cociancig, seine Arbeit im Rahmen einer in Prag stattfindenden Ausstellung zu präsentieren.
Wir bedanken uns bei den KünstlerInnen, die uns mit ihren Ansichten und Meinungen in ihren spannenden Ideenfindungs- und Gestaltungsprozess mit einbezogen haben, und die als Studierende der kunstschule.wien mit ihren Arbeiten diese nach Außen präsentiert haben.
Danke auch an Lena Knilli, Lisa Salat und Ulrich Tluchor, weil sie sich die Zeit genommen haben, sich auf unsere Fragen einzulassen, um mit ihrer Sichtweise den Dialog zu starten.
Unser besonderer Dank gilt allen MitarbeiterInnen des Tschechischen Zentrums in Wien, die dieses Projekt initiiert und uns zur Mitarbeit eingeladen haben.
Barbara Höller und Birgit Kerber, Künstlerische Leitung im Auftrag der kunstschule.wien
Projektidee, thematische Vorgabe und Ausstellungskonzept:
Tschechisches Zentrum in Wien, Herrengasse 17, 1010 Wien
Dr. Mojmír Jeřábek, Direktor des Tschechischen Zentrums
Mgr. Monika Koblerová, Leiterin des Netzwerks der Tschechischen Zentren, Prag
Tschechisches Zentrum Wien: http://wien.czechcentres.cz/
Teilnehmende KünstlerInnen:
Bernhard Cociancig, Vani Eden, Ines Kaufmann, Julia Kieslinger, Othmar Kraft, Angela Proyer, Chineye Udeani und Sarah Vodinska-Szallacz
Um Tata – Bata da, Bernhard Cociancig
The
trade mark „Bata“, originally established 1894 by Tomas Bata and his
sibblings Antonin and Anna in the city of Zlin in the province of
Moravia, has grown to an internationally recognized and successful
concern with many thousands of employees. During the Nazi-Regime, the
Bata family became under massive pressure and was eventually
expropriated. Tomas Bata died tragically in an airplane crash, Antonin
fled to Brazil. He and his son successfully built the international
structure of the concern with global representations. Meanwhile, the
corporate seat has been moved to Lausanne and the company is strongly
engaged in social matters.
Czechs in Diagrams, Bernhard Cociancig
The diagrams seem to speak for themselves and are a (admittedly very cynical) reflection on Czechs abroad.
Skoda Developments , Bernhard Cociancig
Skoda
cars have been notoriously difficult and unreliable means of transport
– the saying goes, that the heated rear windows were mainly used for
warming the hands of the persons pushing the car… with the advent of
VW, Skodas became a very respected and thought-after trade mark,
sometimes even in higher regard than their brethren VW.
Check Republic, Chineye Udeani
Wortspiel mit dem englischen „czech“ (tschechisch) und „check“ (Hackerl)
Velvet Revolution, Chineye Udeani
Ich erinnere mich aus dem Geschichtsunterricht gut an den politischen Systemwechsel der Tschechoslowakei, weil die dortige Revolution so einen klingenden Namen hat. Sie heißt die samtene Revolution.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Chineye Udeani
Das vertrauteste Stück Tschechien, das mir einfällt, ist die tschechisch-deutsche Version dieses Märchens, die ich mir jedes Jahr zu Weihnachten anschaue. Mein Plakat zeigt Aschenbrödels Ballkleid, das aus der Nuss herbeigezaubert wird.
Freedom, Ines Kaufmann
Die Darstellung meines Werkes zum Thema, 100 Jahre Tschechische Republik, repräsentiert die geschichtliche Vorstellung, die gedanklich in mir ausgelöst wird, wenn ich an Tschechien denke. Die Dreiteilung des Bildes soll einerseits die Flagge Tschechiens darstellen und durch die Farbigkeiten, eine symolische Wirkung vermitteln. Die Teilung wird durch einen abstrahierten Menschenkörper hervorgebracht, der auch als Grundbasis des Hauses steht, welches die Sesshaftigkeit und Häuslichkeit widerspiegeln soll. Die Menschen sind der Grund, die Basis der Nation. Sie schlagen Wurzeln, wie Bäume sich verwurzeln. Das rote, prägnat hervorstechende Feld steht für das Blut das für das Land im geschichtlichen Rückblick vergossen wurde und auch für die Heimatliebe der Menschen zum Land. Das blaue Feld steht für Freiheit, und so richtet sich auch das Haus nach oben in die „himmlische Freiheit“. Eine neue Ära kann beginnen. Türen werden geöffnet. Liberalität und Offenheit wird dadurch präsentiert. Das graue Feld, im unteren Eck des Bildes, soll die stürmische Vergangenheit widerspiegeln, die zurückgelassen wird, denn der angedeutete stilisierte Menschenarm bzw. Berggipfel, schützt und stützt dies und richtet sich somit in die andere Richtung – in Richtung des Friedens und der Freiheit.
Denkarbeit, Julia Kieslinger
Bei der Suche nach einer Idee für CZECH IMAGE ist mir bewusst geworden, dass ich nicht all meine Nachbar*innen kenne.
Ich bin 30 Kilometer von der Tschechischen Grenze entfernt aufgewachsen und dennoch habe ich diese nie überschritten. Den Grund dafür weiß ich eigentlich nicht genau, aber mein Bild von der Tschechischen Republik ist abstrakt.
Grenzen überwinden, Julia Kieslinger
Grenzziehungen, Konflikte sowie Kooperationen prägten das Verhältnis von Tschechien und Österreich sehr stark. Die heutige Annäherung unserer beiden Länder schaut einer aussichtsreichen Zukunft entgegen. Darum lasst uns anstoßen auf die Gemeinsamkeiten, die Zusammenarbeit und vor allem auf die Überwindung der Grenzen!
Stop Temelin, Sarah Ruzena Vodinska-Sallacz
KDE DOMOV MŮJ
WO IST MEINE HEIMAT, Sarah Ruzena Vodinska-Sallacz
Die ersten Worte der Tschechischen Hymne
„Wo ist meine Heimat?“ ist die Frage der Flüchtlinge, die hilfesuchend an der Tschechischen Grenze abgewiesen werden.
Zur Ehre der Republik Tschechien, Vani Eden
Zur Ehre der Republik Tschechien stehen außergewöhnlich viele Spitzensportler am obersten Podest. 2017 stellte Tschechien acht Weltmeister und 2018 holte Ester Ledecká zweimal Olympisches Gold in Südkorea. Die gebürtige Pragerin sorgte dabei für eine Sensation. Sie gewann in der alpinen Skidisziplin den Super-G und bei den Snowboarderinnen im Parallel-Riesenslalom.
Vani Eden stellt Ester Ledecká stellvertretend für die vielen tschechischen Sportler, die den Willen haben alles für den Sieg und zur Ehre der Republik zu tun, auf die Podeste des Einfahrtstores zum Präsidentenpalast auf der Prager Burg.
Na počest České republiky je na vrcholnych stupni mimořádný počet špičkových sportovců. V roce 2017 prezentovala Česká republika osm mistrů světa a v roce 2018 vyhrála Ester Ledecká dvě zlaté olympijské medaile v Jižní Koreji. Pražska rodácka způsobila senzaci. Vyhrála Super G v disciplíně vysokohorských lyží a paralelní obří slalom u snowboardistů.
Vani Eden predstavuje Ester Ledeckou jménem mnoha českých sportovců, kteří mají vůli dělat všechno pro vítězství a čest republiky na stupinku vstupní brány do prezidentského paláce na Pražském hradě.
No Border Anymore, Otmar Kraft
Nichts hindert das Nachbarland zu besuchen. Wir kommen uns näher! Kein Pass – keine Grenzen versperren den Weg!
Geboren 1958 sind mir Grenzkontrollen noch sehr gut in Erinnerung.
100 Jahre – eins, Angela Proyer
Als ich ein kleines Kind war, erzählte mir meine Tante bei einer Autofahrt ins Waldviertel vom Eisernen Vorhang. Dort drüben sei er und dass sich das sicher bald ändern würde. Wir hatten einen alten klapprigen VW-Bus, mit dem wir sehr häufig in Gmünd über die Grenze fuhren um „billige Tschick“ zu holen. …
100 Jahre – zwei, Angela Proyer
… Auf der Rückfahrt waren alle Geheimverstecke im Bus voll mit Zigarettenstangen und wir Kinder wurden „drüben“ noch mit einem riesigen Germknödel bestochen. …
100 Jahre – drei, Angela Proyer
… dort drüben, von dort kamen Kafka, Milos Formann, die Gebrüder Lumière, Smetana, Alfons Mucha, Vaclav Havel und viele Künstler*innen und starke Persönlichkeiten, die meine Kindheit prägten.